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Germany’s next Topmodel : Angriff der Klumkrieger

  • -Aktualisiert am

Somajia beim Wüsten-Shooting Bild: ProSieben/Sven Doornkaat

In der Wüste wird Heidi Klum stachelig. Ihre Models fühlen sich wie in einem Horrorfilm. Für Gänsehaut sorgt auch die CO2-Bilanz der Folge.

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          Von der luxuriösen Model-Villa geht es in dieser Woche für die Top-Ten-Mädchen per Bustransfer in ihr neues Domizil, ein abgewracktes Motel irgendwo in der Wüste zwischen Los Angeles und Las Vegas. Diese ProSieben-Version von Bates Motel kommt selbst Vivien gruselig vor: „Das erinnert mich an Horrorfilme.“ Und da weiß sie noch gar nicht, dass auch Kristian Schuller in der Nähe ist.

          Gleichzeitig fliegen Ida, Selma und Nicole, die Klimabeauftragten der Staffel, für ein halbstündiges Casting von Los Angeles nach Düsseldorf und zurück. Ida und Nicole kehren mit leeren Händen, aber dafür mit einer Klimabilanz wie das RWE-Naherholungsgebiet Lützerath heim auf den Topmodel-Campus, Favoritin Selma hat zumindest einen Job im Gepäck. Der Langstrecken-Trip beinhaltet neben katastrophalen CO2-Fußabdrücken nämlich auch die Kampagne für ein Düsseldorfer Modehaus, das ein bisschen klingt wie eine Hamburger Reederei.

          Das vor Ort zuständige Personal von Peek & Cloppenburg ist sichtlich aufgeregt. Der erste Satz, den die streng in einen Grand-Hotel-Zimmermädchen-Look gehüllte Casting-Verantwortliche in die Kamera sagt, lautet jedenfalls: „Mein Name ist Birgit Marketing.“ Wobei, vielleicht ist Marketing ja ihr echter Nachname. Dann möchte ich mich von meinem vorherigen Satz ausdrücklich distanzieren.

          Angst vor extrem spontanem Klimawandel

          Nach dem Vorsprechen hat vor allem Selma ein gutes Gefühl: „Das hat richtig gebockt!“ Gebockt – das ist bei unter 22-Jährigen der Code für „In der Gesamtabwägung sagt mir die Situation auf einem zufriedenstellenden Level zu“. Sie liegt richtig und wird das neue Sommer-Gesicht. Wie üblich ist alles, was wir heute sehen, vor Monaten vorproduziert worden. Inzwischen hat Peek & Cloppenburg Insolvenz angemeldet. Ob Peter Zwegat also diese Woche Gastjuror ist? Die Kollegen vom „Manager Magazin“ berichten unterdessen, einige Gläubiger hielten die mit allerlei dubiosen Begleitumständen einhergegangene Insolvenz für geplant – und sie wäre mit milliardenschweren Risiken für den deutschen Steuerzahler verbunden. Da ist die Empörung groß. Zahlen wir jetzt etwa alle für Selma mit? Wobei den Selma-Hatern und Spitzensteuersatzzahlern klar sein sollte: Kausalzusammenhänge zwischen Selma und der Pleite sind wissenschaftlich nur schwer zu belegen.

          Zurück in Nevada tritt Heidis dieswöchiger Lieblingsfotograf Kristian Schuller zum Shooting mit den Final-Anwärterinnen an. Klum hat währenddessen Angst vor extrem spontanem Klimawandel und trägt in der Wüste ein Schlauchboot in der Farbe des weltbekannten Shit-Emojis. Mit der dazugehörigen Druiden-Kapuze sieht sie ein bisschen aus wie die Hauptdarstellerin des neuen „Star Wars“-Films „Obiwan Klumnobi – Das Imperium hatte zurück geschlagen gehabt“. Nachfolger des Blockbusters „Der Angriff der Klumkrieger“. Am Wüstenset gibt es dann mehr orange Bälle als beim Training der holländischen Nationalmannschaft. Das inspiriert auch Klumnobi. Sie hat scheinbar eine Anschlussverwendung für ihre Zeit nach der Staffel gefunden und arbeitet an einem Comedy-Programm: „Die letzten Wochen haben wir viele lustige Shootings gehabt, heute machen wir Kunst!“ In Paris fällt Laurence des Cars, der Direktorin des Pariser Louvre, vor Lachen beinahe die Mona Lisa aus der Hand.

          Karolina Kurkova, Heidi Klum und Esther Perbandt
          Karolina Kurkova, Heidi Klum und Esther Perbandt : Bild: ProSieben/Sven Doornkaat

          Selma ist trotz Jetlags auch im sandigen Bällebad sofort auf Betriebstemperatur. Sie erinnert sich geistesgegenwärtig an den wichtigen Ratschlag von Juror-Legende Bruce Darnell: „Die Hande-Tasche muss läbbändick sein!“ Das trifft nämlich analog auch auf Selmas Shooting-Kleid zu: „Es ist wichtig, dass es lebendig ist.“ Jetzt fehlt nur noch der passende Model-Blick. Zum Glück ist Kristian Schuller in der Nähe und gibt einige zielführende Tipps: „Fokussiere bitte Heidi oder den Kaktus.“ Auf jeden Fall etwas mit fiesen Stacheln also. Oder wie man bei Twitter sagen würde: den Kaktus oder die Kak-Tusse. Klum bleibt professionell und stimmt Lobeshymnen für Somajia an. Leider ist Karel Gott bereits verstorben, sonst könnte er im Finale gemeinsam mit Klum das Duett „Und diese Biene, die ich meine, nennt sich Somajia“ uraufführen. Die beste Sängerin Bergisch Gladbachs hat sogar Duett-Erfahrung. Snoop Dogg erholt sich immer noch von „Chai Tea with Heidi“ aus der letzten Staffel.

          Für den Final Walk am Folgetag ist die Berliner Designerin Esther Perbandt angereist. Sie schafft es stets, ihre Runway-Models aussehen zu lassen, als wollten die sich nach einem gescheiterten Casting für die zweite Staffel „Wednesday“ ihren Frust im Berghain wegeskalieren. Oder wie Perbandt selbst sagt: „Meine Mode ist Taff.“ Ein Heimspiel also für Olivia: „Ich bin die Definition von Taff!“ Zu Hause am TV zittern bereits Annemarie Carpendale, Daniel Aminati, Rebecca Mir und Viviane Geppert, die bisherigen „Taff“-Moderatoren. Perbandt präsentiert sich als echte Wohlfühl-Feministin. Jungen Frauen wird oft vermittelt, sie sollten ruhig selbstbewusst sein. Aber auch nicht zu selbstbewusst, wie Perbandt weiß: „Laut heißt nicht unbedingt vorne.“ Was auch die Quintessenz für eine Qualitätsanalyse von Social-Media-Kommentarspalten sein könnte.

          Nach ihrer bislang hoch erfolgreichen Woche will Selma auch auf dem Runway punkten: „Ich möchte, dass der Walk läuft.“ Und ich möchte das Feeling fühlen. Selmas Walk läuft dann aber trotzdem nur so mittel. Sie übersieht die wahrnehmungsfreundlich gelb auf gelb platzierte Markierung für ihre End-Pose und absolviert noch eine schnelle Ehrenrunde durch halb Nevada. Klum muss sie lautstark zur Ordnung rufen, kurz bevor sie die Stadtgrenze von Las Vegas erreicht. Aber auch Betschwester Katherine hadert: „Meine Beine waren zu breit.“ Eine Attitüde, die in der Model-Branche sonst leider nicht zwangsläufig als problematisch gilt. Am Ende schickt Klum Transgender-Model Mirella nach Hause. Aus Diversity-Sicht befinden sich jetzt immerhin noch ein Curvy- und ein Best-Ager-Model im Rennen. Mal schauen, wie lange noch. Bis nächsten Freitag auf jeden Fall. Da bin dann auch ich wieder da!

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